Gude

Der dänische Komponist und Regisseur Simon Steen-Andersen hat sich berühmte Nachtmusiken von Bach bis Ravel vorgenommen, inszeniert sie neu, aktualisiert und entstaubt sie – und rückt sie so aus der historischen Distanz ins Hier und Jetzt. Anders gesagt: seine «Klassiker-Lesung» ist keine penible Philologie, sondern macht die unmittelbare Wirkung der Werke für heutige Ohren neu erfahrbar. In seiner Version von Schumanns Träumerei scheint die Zeit still zu stehen, Ravels Scarbo avanciert vom Virtuosenstück zum Horror-Trip, und die berühmte Rache-Arie aus der Zauberflöte wird zur Techno-Hymne mit Drag Queen im David-Lynch-Ambiente. «Vielleicht hören sich Mozarts Königin der Nacht oder Ravels Gaspard so an, wenn man gekokst hat», mutmasste die Stuttgarter Zeitung nach der Uraufführung. Man kann sich auf einen eindrucksvollen, teils skurrilen und in jedem Fall sehr vergnüglichen Konzertabend freuen.